Konzeption für einen Schulhund an der MGS

Gib dem Menschen einen Hund

und seine Seele wird gesund.

Hildegard von Bingen

 

1. Einführung

Der Mensch hat bereits vor etwa 12000 bis 14000 Jahren junge Wölfe als Haustiere domestiziert, um sie als Helfer bei der Jagd einzusetzen und das eigene Leben zu bereichern. Aus ihnen entwickelten sich die Hunde, das erste Haustier des Menschen.

Haustiere sind in der Lage, durch ihre Anwesenheit und die unvoreingenommene Zuwendung dem Menschen gegenüber das Wohlbefinden des Menschen zu steigern. Ein Hund kann, allein durch seine Anwesenheit innerhalb einer Klasse, die Atmosphäre im Schulalltag positiv beeinflussen. Die Schüler erfahren im Rahmen tiergestützter Pädagogik eine ganzheitliche Entwicklungsförderung.

 

2. Positive Auswirkungen beim Einsatz eines Schulhundes

In der Fachliteratur gibt es inzwischen eine Vielzahl von Berichten und Untersuchungen, die verschiedene positive Auswirkungen des Einsatzes eines Schulhundes auf die Klasse als Gesamtgefüge und auf die einzelnen Kinder dokumentieren. Hierzu zählt sowohl die Verbesserung der Lernatmosphäre durch die Anwesenheit eines Hundes für die gesamte Klasse, als auch die Möglichkeit für den einzelnen Schüler, die einzelne Schülerin Erfahrungen im Umgang mit einem Haustier, hier einem Hund, zu sammeln und gegebenenfalls Ängste abzubauen sowie die eigenen sozialen und emotionalen Kompetenzen zu erweitern. Die Tatsache, dass der Hund den Menschen in seinem Umfeld unvoreingenommen und wertfrei begegnet, stärkt die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und fördert das Selbstbewusstsein. Darüber hinaus schafft es der Hund, durch seine Präsenz Lernmotivation und Konzentration zu steigern. Nicht zuletzt kann sich die Anwesenheit eines Schulhundes positiv auf das Kommunikationsverhalten der Schülerinnen und Schüler auswirken.

2.1. Förderung der Lernatmosphäre

Eine Untersuchung von Kotrschal & Ortbauer (2001) hat gezeigt, dass die freie Interaktion mit Hunden „den sozialen Zusammenhalt der Klasse und die Aufmerksamkeit in Richtung Lehrkraft verbesserte und lautes, auffälliges und aggressives Verhalten“ gedämpft wurde. Hunde können die Atmosphäre im Klassenzimmer positiv beeinflussen. Aus einer weiteren Studie von 2003 geht hervor, dass Schülerinnen und Schüler die Schule lieber besuchten, wenn ein Schulhund in der Klasse war. Sie verhielten sich weniger laut und waren aufmerksamer. Es ließ sich beobachten, dass zurückhaltende, ruhige Kinder aus ihrer Isolation gelockt wurden und dass eher verhaltensauffällige Kinder weniger auffällig waren. Die Anwesenheit eines Schulhundes initiierte vermehrt positive Sozialkontakte.

2.2. Praktische Übungen mit Haustieren

Wenn ein Hund am Schulalltag teilnimmt, haben auch Kinder, die zu Hause keinen Umgang mit Haustieren haben, die Chance zu lernen, welche Bedürfnisse ein Haustier mit sich bringt. Sie können in kleinen Teilen Verantwortung bei der Versorgung des Tieres übernehmen. Durch diese Erfahrungen bekommen auch Kinder ohne eigene Haustiere mit der Zeit ein Gespür für die Bedürfnisse des Hundes und lernen die Körpersprache des Hundes kennen.

Wenn der Hund in den Schulalltag integriert wird, verliert er mit der Zeit die Sonderstellung eines Besuchstieres, das z.B. nur einmal bei einem Projekt zum Thema „Haustiere“ eingeladen wird. Dadurch werden die Erfahrungen intensiviert und das Gelernte kann sofort angewendet werden.

Weiterhin ist es für die einzelnen Schülerinnen und Schüler möglich, die Intensität des Kontaktes zu dem Tier selbst zu bestimmen. Auch ängstliche Kinder können durch das ruhige und unaufdringliche Verhalten des Schulhundes langsam und im eigenen Tempo zu ihm Kontakt herstellen und positive Erfahrungen sammeln. Dadurch können behutsam Ängste gegenüber Tieren im Allgemeinen und Hunden im Speziellen abgebaut werden.

Die Schülerinnen und Schüler lernen Verhaltensregeln exemplarisch kennen und anwenden, die sich auf viele Tiere übertragen lassen. Auch Kinder, die wegen ihres Glaubens Hunde als unrein ansehen, können ihre Ängste vor dieser Tierart abbauen, ohne einen direkten körperlichen Kontakt mit dem Hund aufnehmen zu müssen.

2.3. Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenz

Der überwiegende Teil wissenschaftlicher Untersuchungen zum Bereich hundegestützte Pädagogik beschäftigt sich mit den sozial– emotionalen Aspekten. Nach Nienke Endenburg ist die „soziale Unterstützung durch Tiere unbestritten.“ Es wurde beobachtet, dass sich besonders der Umgang mit Hunden positiv auf die emotionale Entwicklung des Menschen auswirkt und, dass der Hund dabei als sozialer Katalysator wirkt.

Durch regelmäßigen Kontakt zum Schulhund kann sich eine stabile Bindung entwickeln, die Basis sozialer und emotionaler Kompetenzen. Emotionale Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Emotionen auszudrücken, zu verstehen und entsprechend zu interpretieren. Gerade in der Lebenswirklichkeit von Menschen in schwierigen Lebenssituationen ist es von großer Bedeutung, dass der Hund durch sein vorurteilsfreies Verhalten ein Gefühl uneingeschränkter Akzeptanz vermittelt und dabei auch auf nonverbales, intuitives Verhalten reagiert. Das Kind erwirbt in der konkreten Lebenssituation Regeln im Umgang mit einem Lebewesen, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und gegenseitige Anerkennung. Das Gelernte kann sich zukünftig nicht nur auf der Mensch–Tier–Ebene, sondern auch auf zwischenmenschliche Beziehungen positiv auswirken.

 

3. Voraussetzungen für den Einsatz des Schulhundes

Das Konzept „Schulhund an der MGS“ wurde im Elternbeirat, auf der Lehrerkonferenz und bei der SV-Sitzung durch Frau Oelerich vorgestellt.

Danach wurde auf der Schulkonferenz und in der Schulleitung der MGS abgestimmt.

Der Hund besucht eine Besuchshunde-Team-Ausbildung mit Abschlusszertifikat durch eine anerkannte Hundetrainerin.

Der Hund wird in regelmäßigen Abständen dem Tierarzt vorgestellt, erhält alle notwendigen Impfungen und unterzieht sich regelmäßigen Wurmkuren (Prophylaxeprotokoll.)

Vor einem Einsatz in einer Klasse wird jeweils die Elternschaft schriftlich zu diesem Thema befragt werden, wobei alle ihr Einverständnis erklären müssen.

Die Besitzerin des Schulhundes hat eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abgeschlossen.

Der Schulhund hat seinen Platz im Sozialraum im Christian-Bütje-Haus. Die Anwesenheit des Hundes wird an der Sozialraumtür angezeigt.

Bei Abwesenheit der Hundehalterin ist der Hund bei geschlossener Tür im Sozialraum.

Auf der Schul-Homepage wird das Konzept für alle lesbar veröffentlicht werden.

3.1. Wesensvoraussetzungen für einen Schulhund

Es gibt einige grundsätzliche Wesensvoraussetzungen für einen Schulhund (nach Retzlaff 2002):

Der Hund darf weder schreckhaft noch ängstlich sein

Der Hund soll aggressionsfrei sein

Der Hund darf bei Menschenansammlungen (z.B. auf dem Schulhof, im Flur, in der Klasse, im Lehrerzimmer) nicht ängstlich reagieren

Der Hund muss in ungewohnten Situationen ruhig und gelassen bleiben

Der Hund muss schon einen Grundgehorsam haben (Besuch einer Hundeschule)

Daher ist ein Goldendoodle ausgesucht worden. Dies ist eine Züchtung aus Golden Retriever mit einem Pudel. Vom Retriever hat der Doodle ein ungewöhnlich feines Einfühlungsvermögen in menschliche Bedürfnisse und Empfindungen und ein ruhiges Wesen, daher werden sie immer wieder gern in Krankenhäusern, als Therapiehunde eingesetzt.

Vom Pudel hat er Intelligenz und den unbedingten Willen zu gefallen. Beide Rassen haben wenig Jagttrieb.

3.2. Hygienische und gesundheitliche Vorsorge

Es gibt unterschiedliche Aspekte zur Hygiene, die bei einem Einsatz von Tieren beachtet werden sollten, um Infektionskrankheiten weitestgehend auszuschließen.

Das tierärztliche Gesundheitszeugnis, das dem Hund eine gute allgemeine gesundheitliche Verfassung bescheinigt, sollte mindestens einmal im Jahr vom behandelnden Tierarzt erneuert werden. Der Hund verfügt über die grundlegenden Impfungen (Tollwut, Staupe, Hepatitis, Parvovirus und Leptospinose). Dieses kann im Impfausweis nachgelesen werden.

Zur Vermeidung von Parasitenbefall (Endoparasiten wie Würmer oder Ektoparasiten wie Zecken) werden die Prophylaxemaßnahmen in einem Protokoll festgehalten und vom Tierarzt abgestempelt.

Es gilt für die SuS die Regel, dass nach dem Kontakt mit dem Schulhund immer die Hände gewaschen werden müssen.

Der Hund hat keinen Zugang zur Mensa und zur Milchbar oder anderen Essensbereichen.

Wenn Kinder aus religiösen Gründen oder auf Grund von Allergien keinen Kontakt mit dem Hund haben sollen, wird der Kontakt vermieden, siehe Einverständniserklärung der Eltern beim Klassenbesuch. Das Gleiche gilt in Einzelgesprächen oder Kleingruppen.

3.3. Umgangsregeln mit dem Hund

Da der Schulhund die Tierschutz-AG besuchen soll, sich gelegentlich im Schulgebäude aufhält oder in einem Klassenraum eine Lerngruppe besuchen könnte, muss es feste Regeln geben. Diese Regeln werden in den betreffenden Klassen besprochen und vor dem Sekretariat auf Plakaten öffentlich ausgehängt.

Folgende Regeln sind verbindlich:

Falls du dem Schulhund begegnest, beachte bitte folgende Regeln:

1) Sei bitte leise und gehe langsam!

2) Frag bitte vor dem Streicheln Frau Oelerich!

3) Mich darf immer nur ein Kind streicheln!

4) Nach dem Streicheln immer die Hände waschen!

5) Gib mir ohne Erlaubnis keine Kommandos!

6) Wenn ich Pause habe möchte ich nicht gestört werden, dann muss ich mich   ausruhen.

 

4. Einführung des Schulhundes in den Schulalltag

Am Anfang wird der Welpe nur mein Büro kennen lernen, damit er sich langsam an den Schulalltag gewöhnen kann. Dann kann er einmal wöchentlich die Tierschutz-AG besuchen, um so die Kontakte mit Kindern zu üben. Diese findet im Christian-Bütje-Haus statt. Um ein gutes Mensch-Hund-Team zu werden, besuche ich mit dem Hund eine Besuchshunde-Team-Ausbildung mit Zertifikat bei einer anerkannten Hundetrainerin.

Auf Wunsch können einzelne Klassen im Unterricht besuchen werden.

 

Claudia Westphal Oelerich

Schulsozialarbeit MGS

 

5. Literatur

Konzept angelehnt an die Konzeptionen der Grundschule Weddingstedt und der Heinrich Schüren Schule in Osnabrück

Agsten, L.: Hunde in die Schulen-und alles wird gut? (2009)

Beetz, A.: Kapitel ”Bindung als Basis sozialer und emotionaler Kompetenzen” aus Sommer, U. Leben mit Tieren (2016)

Endenburg, N.: Universität Utrecht - Department of animals in Science

Kotrschal, K. und Ortbauer, B.: Behavioral effects of the presence of a dog in a classroom (2003)

Olbrich, E. und Otterstedt, C.: Menschen brauchen Tiere (2003)

Retzlaff, B.: Schule mit Jule macht Spaß.(2002), www.schulhundweb.de