Dass Martin Luserke vor bald 50 Jahren am 1. Juni 1968 in Meldorf gestorben ist, soll Anlass zur Erinnerung sein.
Ein Foto von Martin Luserke in der Eingangshalle neben dem Orientierungs- und Mittelstufenbüro ist ein sichtbarer Hinweis auf seine Bedeutung für die MGS. So ist auf der Schulinternetseite unter „Geschichtliches“ die Feststellung zu finden: „Am 5.9.1946 übernahm OstD Dr. Körner die Leitung der Schule. Er holte 1947 Martin Luserke an die Schule und gab ihm die Möglichkeit, mit den Schülern Theater zu spielen.“
Im Mitteilungsblatt Nr. 131 der Vereinigung ehemaliger Schüler und der Lehrer der Meldorfer Gelehrtenschule e.V. eröffnet Willy Schulz seinen Beitrag zu Luserke mit einem Urteil von Gertrud von Hassel als Zeitzeugin und Kollegin zu Luserkes Zeit an der MGS: „Diese fünf Jahre mit Luserke waren für die Schule ein Glücksfall!“ Historisch abwägend ergänzt Schulz zwei zustimmende Aussagen des damaligen Schulleiters Dr. Körner und des leitenden Beamten der Schulaufsichtsbehörde, Möhlmann und fügt auch zwei kritische Anmerkungen an, von Carl Zuckmayer und aus einem Bericht des Hamburger Tageblatts vom 3.5.1940 über einen Besuch bei Luserke.
Viele Meldorfer, vor allem ehemalige Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte bei Ehemaligentreffen, haben sich an den charismatischen Theater-Mann der Nachkriegszeit erinnert. So sind einige Porträts entstanden, etwa von Gertrud v. Hassel in der großen Jubiläumsschrift „Meldorfer Gelehrtenschule 1540-1990“ und von Anneliese Peters in den „Meldorfer Charakterköpfen“. Im Bezug auf den Nationalsozialismus spricht sie von einer „grauen Weste“ des Martin Luserke. Sie urteilt an anderer Stelle im Blick auf die Theaterarbeit: „In Meldorf gibt es einen Ort, wo das Laienspiel seit vielen Jahrzehnten Tradition hat: die Gelehrtenschule. Dort hatte der legendäre Reformpädagoge und Schriftsteller Martin Luserke fünf Jahre lang, von 1947 bis 1952, das Laienspiel zu höchster Blüte gebracht.“ (https://meldorfer-theatergruppe.de/geschichtliches - 2018-02-11)
Luserke hat in dieser Zeit sein Charisma, seine volle Arbeitskraft und besonderen Kompetenzen und Erfahrungen eingebracht, unterstützt von einem hervorragenden multiprofessionellen Team, zu dem der Schulleiter gehörte. Auf der Seite der Schülerschaft stieß dies auf viel Resonanz, zumal in dieser Zeit mit wenigen Freizeit- und Zerstreuungsangeboten.
Nach der Ära Luserke hat in seinem Todesjahr 1968 eine neue im Bereich der Meldorfer Theaterarbeit begonnen: Kurt Weißinger kam vor 50 Jahren als Deutschlehrer an die MGS und rief eine Arbeitsgemeinschaft Laienspiel ins Leben, tatkräftig von seinem Schulleiter Max Friedrich Jensen unterstützt. Seit den 80er Jahren ist das Amateurtheater in Meldorf durch die Entstehung der Meldorfer Theatergruppe geprägt.
An der MGS erlangte aufgrund der engagierten und kompetenten Arbeit einiger Lehrkräfte um Hans Friedrich Helfrich durch das neue Medium Video die Filmarbeit besondere Bedeutung. Überregional Aufsehen erregende Filme wurden erarbeitet, in der Arbeitsgemeinschaft „Film-Video“ und auch im Unterricht. Der damalige Schulleiter, Dr. Launert, dokumentierte auch durch die Übernahme von Rollen seine tatkräftige Unterstützung.
Neben dem Schauspiel vor der Kamera bestand die Theater-AG fort, geleitet von Joachim Köhler, dann Axel Motzkus und derzeit Andrea Ritter, im Team mit Kristin Biederstädt und Alex Reichert. Die Aufführungen werden in der Ditmarsia präsentiert.
Unterrichtlich hat sich eine Verlagerung ergeben: Während Grundkurse „Film-Video“ nach einer Reform in der Oberstufe nicht mehr möglich waren, wurde während der Amtszeit von Schulleiter Kernbichler das Fach „Darstellendes Spiel“ mit einem Lehrplan bzw. besonderen Fachanforderungen etabliert, in der Sekundarstufe II im ästhetischen Bereich neben Kunst und Musik und in der Mittelstufe als Wahlpflichtunterricht.
Nach einigen Jahren der provisorischen Unterbringung in der Gymnastikhalle kann seit 2016 die „Kleine Aula“ auch als Fachraum „Darstellendes Spiel“ genutzt werden, nicht zuletzt dank Unterstützung durch den Ehemaligenverein technisch ansprechend ausgestattet.
Das wäre sicher im Sinn von Luserke gewesen. Wenn auch in einer ganz anderen sozialen und schulischen Situation der Medien- und Freizeitgesellschaft wird also das theaterpädagogische Anliegen Luserkes an der MGS in einigen Aspekten fortgeführt.
Zum 1. Juni 2018 wird die MGS Martin Luserkes gedenken. Die Ehemaligenvereinigung erwägt für das Herbsttreffen 2018 eine Veranstaltung zu Luserke zu organisieren. Eine Vorbereitungsgruppe hat sich gebildet. Bereits vorher, am Sonntag, d. 6.5.18, soll um 15 Uhr eine historische Stadtführung in Meldorf zu Martin Luserke und den Gebrüdern Borgfeld stattfinden.