Die Schule unter Gerhard Dietrich Ebio (1752-1771)
Nachdem August von Aken in Windbergen ein Pfarramt übernommen hatte, erhielt Ebio 1752 die Stelle des Rektors. Unter anderem zählte zu seinen Aufgaben die Überprüfung der Leistungen aller Klassen, und zwar 8 Tage nach Ostern und Michaelis. Im Mittelpunkt des Unterrichts standen Latein und religiöse Erziehung, ebenfalls wichtig war das Singen, das vor allem für den Gesang in der Kirche oder bei Beerdigungen geübt wurde. Die religiöse Erziehung hatte deshalb einen so hohen Stellenwert, weil alle Lehrer Kirchenbeamte waren, die nach dem Lehrberuf eine Pfarrstelle anstrebten und zumeist auch erhielten. Denn Lehrer waren nicht gerade hoch angesehen und außerdem schlecht bezahlt. Ebio führte erstmals Lektionspläne ein, die protokollieren sollten, was in den einzelnen Klassen unterrichtet wurde und wird. Während Ebios Zeit bestand lernen zum größten Teil darin, dass die Schüler auswendig lernten, wofür sie entsprechend ihrer Leistungen entweder gelobt oder bestraft wurden. Eigene Gedanken durften Schüler im Unterricht nicht einbringen, als große Ehre galt daher, wenn ein Schüler etwas Gelesenes nacherzählen durfte. Im Jahre 1763 wird Ebio aufgefordert, eine Schulordnung zu erstellen, außerdem soll er reguläre Ferienzeiten einführen.
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Die Schule unter Johann Gottlob Jäger (1772-1813)
Jäger war der Erste, der die Selbstständigkeit seiner Schüler förderte, was er u.a. dadurch erreichte, dass die Schüler sich untereinander helfen und berichtigen sollten. Meldorf galt als geistiges Zentrum, zu dessen Ruf Jäger beitrug, indem er schulreformische Arbeit im Sinne der Aufklärung betrieb. Von seinen Vorgesetzten erhält Jäger die Order, ein genaueres Schulreglement zu erstellen; außerdem soll er für genauere Lehrpläne sorgen. Jäger setzt sich erstmals für das Erlernen der deutschen Sprache ein, weil außerhalb der Schule größtenteils nur Plattdeutsch gesprochen wurde. Die Ferien sah Jäger nur als Erholung für die Lehrer an, die Schüler dagegen hatten auch während dieser Tage diverse Aufgaben zu erfüllen. Noch immer sind Alte Sprachen und die Religion die wichtigsten Lehrinhalte, doch wurde auch das Unterrichten von Logik, Philosophie, Rechnen, Geometrie, Mechanik, Astronomie und Naturlehre eingeführt. Im Jahre 1777 wurden an der MGS in allen Klassen zusammen ca. 40 Schüler unterrichtet.
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Die Schule unter Dr.Henning Dohrn (1813-1848)
Nur dem ehemaligen Schüler Christian Bütje ist es zu verdanken, dass die MGS weiterhin bestehen konnte, denn dank seiner finanziellen Unterstützung hatte die Schule nun die Möglichkeit eine der höchstdotierten des Landes zu werden, weshalb die Allgemeine Schulordnung die Schule unmöglich schließen lassen konnte. Jedoch wurden mit der Schulordnung von 1814 einige Änderungen eingeführt. Die Lehrer wurden künftig vom Landesherrn ernannt, weshalb die zahlreichen kirchlichen Dienste entfielen. Erstmals übernahm der Staat die Leitung der Schulen, die bis dahin unter kirchlichem Einfluss standen. Dohrn setzte sich für eine bessere Besoldung der Lehrkräfte und eine Renovierung des Schulgebäudes ein. 1825 erschien das "Regulativ für die Gelehrtenschule in Meldorf" in dem neben den Pflichten der Lehrer und des Rektors auch eine monatliche Schulkonferenz über vorhandene Mängel, nützliche Verbesserungen und Fleiß und Nachlässigkeit der Schüler festgelegt wurde. Ebenfalls wurde geändert, dass die Schüler oder deren Eltern über einen Universitätsbesuch entschieden, denn dies war nun nur noch mit Zustimmung der Lehrer und des Schulinspektors möglich. Zu Dohrns Zeit nimmt der Deutschunterricht, der inzwischen zu einem eigenen Fach geworden ist, einen immer höheren Stellenwert ein, was Dohrn sehr missfällt, da er die alten Sprachen für wichtiger hält. Ebenfalls wichtig wurden Naturwissenschaften, vor allem die Physik, und neben der Geistesbildung allmählich auch die Körperbildung. Am 19.Juni 1840 wurde das 300-jährige Bestehen der Schule mit viel Aufwand zelebriert und obwohl die Schule bereits seit 300 Jahren existierte, war dies die allererste Jubiläumsfeier. Dohrn ging nach 35-jährigem Wirken an der MGS in Pension, weil er sich mit den vielen Neuerungen nicht mehr abfinden konnte. Besonders entrüstet war er über die Teilnahme einiger Schüler am Aufstand der Schleswig- Holsteiner 1848 gegen Dänemark.
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Die Schule unter Wilhelm Heinrich Kolster (1848-1875)
Nach dem Abgang Dohrns führte er die Rektoratsgeschäfte, wurde aber erst 1851 zum Rektor ernannt. 1871 tat sich Kolster als Mitbegründer des heutigen Dithmarscher Landesmuseums hervor. Kolster wurde zwar als hervorragende Lehrkraft bezeichnet, doch wurde oft seine fehlende Strenge kritisiert, die dazu führte, dass in den oberen Klassen eine "Zuchtlosigkeit" ausbrach. Kolster war wahrscheinlich der gelehrteste Leiter der MGS, weshalb er trotz seines fehlenden Durchsetzungsvermögens zum Rektor ernannt worden war. 1853 beklagt der Schulinspektor Prof. Trede, dass die elterliche Erziehung nicht mehr ausreiche, weshalb die Schule diese Aufgabe übernehmen müsse. 1854 führte Trede Haupt- und Nebenfächer ein, wobei er zu den ersteren Religion, Latein, Griechisch, Deutsch, Mathematik und Geschichte zählt. Entrüstet sprach er sich gegen die inzwischen eingeführte Unterrichtung in Englisch und Französisch aus. Unter Kolster wurde auch das Turnen zur Pflicht. Zwar wurde eigens hierfür ein Lehrer ausgebildet, doch hatte der Unterricht stark militärische Züge. Ab 1848 bereitete die wachsende Schülerzahl zunehmende Probleme, weil einfach nicht mehr genug Platz für die verschiedenen Klassen vorhanden war. Nachdem man sich allgemein gegen einen Umbau entschieden hatte, wurde daher ein Neubau geplant. Am 10.11.1859 wurde der Neubau eingeweiht, dieser erwies sich leider sehr bald auch als zu klein, weshalb weiterhin zu provisorischen Lösungen gegriffen werden musste. Die dringend benötigte Turnhalle konnte erst 1874 fertig gestellt werden. Kolster hatte aber auch mit den Schülern selbst seine Probleme. Ab 1848 kam es in regelmäßigen Abständen zu Disziplinarvorfällen, wie z.B. dem lärmenden Saufgelage der Primaner, das einige Jahre vorher undenkbar gewesen wäre. Zwar war die Stockstrafe auch 1870 noch ein Teil des Unterrichts, doch wurde sie inzwischen nur noch bei jüngeren Schülern angewandt, konfirmierte Schüler hatten mit einer derartigen Bestrafung überhaupt nicht mehr zu rechnen. Diese Vorfälle, die auch als Auflehnung betrachtet werden können, sind leicht zu verstehen, wenn man bedenkt, in welchen Lebensbereichen die Schule ein Mitspracherecht hatte. So konnten Schüler an Sonn- oder Feiertagen nur mit Genehmigung des Klassenlehrers verreisen, selbst die Unterbringung eines auswärtigen Schülers in einer Pension bedurfte der Zustimmung der Schule.
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Die Schule unter Wilhelm Lorenz (1875-1893)
Er galt als autoritär, hart und humorlos, weshalb er bei seinen Schülern nicht gerade beliebt war. Doch dank Lorenz sind historische Fakten über die MGS bis 1777 bekannt, deren Aufzeichnung er aus unbekannten Gründen nicht fortsetzte. Am 2. und 3. Januar 1891 fand das 350-jährige Gründungsjubiläum statt, welches nicht nur von Schülern und Lehrern, sondern von ganz Meldorf gefeiert wurde. Unter Lorenz kam es zu zahlreichen "Turnfahrten", von denen die weiteste nach Kiel führte. Während Lorenz' Amtszeit machten nur wenige Schüler Abitur. Viele strebten nur eine etwas höhere Bildung an, andere kehrten nach wenigen Jahren in den elterlichen Betrieb zurück. 1877 wurde der noch immer herrschende Platzmangel durch einen Umbau beseitigt.
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Die Schule unter Gotthold Bräuning (1893-1914)
Unter Bräuning wird besonders die Härte der Bestrafungen deutlich, so bekamen Sekundaner 1905 für die Benutzung einer Übersetzung während des Unterrichts 4 Stunden Arrest und einen Verweis durch den Direktor. Aber auch die Schüler hatten ihre Disziplinarmaßnahmen: Andere Schüler wurden nicht selten zur Begrüßung verprügelt und ein "Verräter" wurde tagelang ignoriert. Die inzwischen in Mode gekommenen Schülerverbindungen waren streng verboten, da sie nur als Vorwand für Alkoholkonsum dienten. Andere Vereine jedoch, wie z.B. der Fußballverein, waren nicht nur erlaubt, sondern wurden auch gefördert. Obwohl die 1912 erschienene Schulordnung das Schülerleben vereinfachte, mussten sich die Schüler noch immer in vielen privaten Angelegenheiten gegenüber der Schule verantworten. Wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges legte Bräuning das Direktorenamt nieder.